Das ganze Geschehen zog wie ein Film an Malaika vorbei. Das konnte doch nicht sein! Auf der anderen Seite spürte sie, wie sie die gnadenlose Macht Kalonas erfüllte, doch ein klitzekleiner Teil ihrer Seele war noch immer rein, noch war ihre Seele nicht ganz rabenschwarz, noch konnte sie sich entscheiden. Zweifel kamen und der kleine Teil keimte, die Seele färbte sich grau. Das reine Weiß erhellte die Finsternis und das Mal auf ihrer Hinterhand begann zu glühen, in all den Farben der Elemente. Mit weitaufgerissenen Augen starrte sie auf Kismet, den Hengst den sie liebte und dann auf die Stuten, die sie bekämpften. Malaika war hinundhergerissen, doch Kalona hatte sie im Griff. Der kleine Teil wurde größer und stärker, wehrte sich, aber die eiskalten Fesseln von Kalonas Bann schnürten ihr beinahe die Luft ab. Ein entsetztes Keuchen entkam ihr, ihr Blick war eigenartig, leer und nicht mehr auf dieser Welt. Nyx erschien ihr, auf der anderen Seite Kalona mit Neferet, beide wollten Macht, ihre Macht! Malaika erkannte, dass sie auf der falschen Seite stand, aber sie wollte Kismet nicht alleine lassen. Niemals könnte sie das! Doch was blieb ihr anderes übrig? Ihr geliebter Hengst war ein Anhänger Kalonas und sie hatte bemerkt, dass sich das nie ändern würde. Sie hatte es in seinen Augen gesehen. Oder hatte sie sich enttäuscht? Wie entschlossen war der Rappe? Würde er auch für sie sterben, so wie sie es für ihn getan hatte? War sie es ihm wert? Sie wieherte laut und schrill, die Hufe fest in den Boden gestemmt, blickte sie den Hengst mit feurigem Blick an.
"Kismet, halt ein! Siehst du nicht, was du tust? Sie wollen uns nicht töten, nur zur Besinnung bringen! Ich weiß nicht, was du fühlst, aber ich spüre es nur zu gut, dass die Finsternis und der Tod nichts sind, wovon ich Macht erlangen möchte. Tut mir leid. Ich liebe dich. Oder liebte dich. Ich weiß es nicht. Aber wenn du dich für Kalona entscheidest, musst du deinen Weg alleine gehen. Töte mich, verbanne mich, tu was du willst, aber lieber sterbe ich im Glauben an Nyx, als würde ich falsch wie eine Schlange weiterleben."
Ihre Worte waren die reinste Wahrheit, keine Lüge lag darin. Sie schaute ihn an, konnte ihre Worte selbst fast nicht fassen. Sie hatte es getan. Geschafft. Doch was würde mit Kismet geschehen? Trotz alledem liebte sie ihn noch, mehr als ihr gut tat. Das stand fest.